Prof. em. Dr. Jürgen Zimmer

Angaben zur Person

Geboren 1938 in Bielefeld.

Abitur in der Schule Schloss Salem. Mit einem Stipendium der "Studienstiftung des Deutschen Volkes" Studium der Psychologie, Pädagogik und Jura in Hamburg, Freiburg und München. Diplom in Psychologie, Promotion über ein Thema der Vergleichenden Erziehungswissenschaft.

Von 1965 an wissenschaftlicher Mitarbeiter im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung Berlin; Mentoren: Prof. Dr. h.c. Hellmut Becker, Prof. Dr. Shaul B. Robinsohn. Ab 1971 Leiter des Arbeitsbereichs Vorschulerziehung im Deutschen Jugendinstitut; wissenschaftlich verantwortlich für Modellversuche zur Weiterentwicklung des Kindergartens auf der Grundlage des Situationsansatzes.

Ab 1978 wissenschaftlicher Rat und Professor an der Universität Münster, ab 1980 ordentlicher Professor für Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin. 1980 Gründung des Instituts für Interkulturelle Er¬ziehung und Bildung. Als Mehrheitsgesellschafter 1996 Gründung der Internationalen Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie an der Freien Universität Berlin (INA gGmbH); 2006 - 2017 Präsident der INA mit 21 Instituten bzw. Arbeitsbereichen.

Seit 1965 und zu unterschiedlichen Zeiten Mitwirkung in verschiedenen Gremien und Institutionen, u.a. Deutsche UNESCO Kommission; Deutscher Bildungsrat; OECD/CERI; als Präsident der International Community Education Association (ICEA); Kuratorium der Hermann-Lietz-Schule Spiekeroog und der High Seas High School; Vorstand der International School Berlin-Potsdam und der Internatsschule Louisenlund; Direktor für Internationale Angelegenheiten des Rural and Social Management Institute/Bangkok; Mitglied im Global Agenda Council des World Economic Council; Präsident und Mitglied des akademischen Vorstandes der Carl Benz Academy in Peking; Berater der Shaul und Hilde Robinsohn Stiftung.

Anfang der achtziger Jahre zwei Jahre Leitung des Bildungsressorts der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Gastprofessuren an der Universität Tübingen und der Katholischen Universität São Paulo.

Seit Ende der 1970er Jahre verstärkt Bildungsberatung und Projektentwicklungen in Lateinamerika (Mexiko, Nicaragua, Costa Rica, Kolumbien, Chile, Brasilien, Uruguay, Argentinien), Afrika (Ghana, Nigeria, Kenia) und Asien (Philippinen, Indonesien, China, Hong Kong, Korea (Süd), Japan, Malaysia, Thailand).
2003 Mitgründer der School for Life Chiang Mai; Präsident der School for Life Foundation/ Thailand. 2005 Mitgründer und pädagogischer Leiter der Beluga (später Hanseatic) School for Life Phang Nga/ Thailand.

Auszeichnungen: Bundesverdienstkreuz am Bande; Joseph Victor von Scheffel-Preis der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe; Preis des Kulturministeriums Baden-Württemberg; Preis für pädagogische Innovation der Pfaff Stiftung; Prof. Ramlal Parikh Award der International Community Education Association.

Zahlreiche wissenschaftliche und publizistische Veröffentlichungen.

"Meine Arbeit in den Favelas von São Paulo, den Slums von Manila, den Barrios von Nicaragua oder in abgelegenen Landstrichen Nigerias begann Ende der siebziger Jahre. Ich traf auf Kinder, die das tägliche Risiko aushielten, morgens aufzuwachen, ohne genau zu wissen, wie sie tagsüber satt werden könnten. Ich traf auf gebeutelte, starke, verletzte, widerstandsfähige Kinder.

Die Kinder der Armen zu Unternehmern machen? Die meisten sind es schon; es geht, will man sie fördern, eher darum, an den ökonomischen Ideen zu feilen, ihnen Überblickswissen zu verschaffen und Wege aus dem informellen ökonomischen Sektor in den regulären Markt zu zeigen.

Viele der Kinder, mit deren Lehrern und Angehörigen ich arbeitete, brachen die Schule nach kurzer Zeit wieder ab, weil sie dort ihren Lebensunterhalt nicht verdienen konnten. Unsere Antwort damals hieß: Productive Community Schools. Mit einheimischen Partnern starteten wir Schulen, die zugunsten der Kinder Einnahmen erwirtschafteten, die ´learning & earning´ miteinander verbanden. Die Schulfächer hießen `Wie man möglichst glückliche Schweine und Enten züchtet` (die dann viele Junge gebären und viele Eier legen), `Mangel an Medikamenten und was man dagegen tun kann` (wir bauen unsere Apotheke selbst an) oder `Hapag Kalinga´(ein Restaurant der Mittelklasse mit Straßenkindern Manilas).

In Thailand begann ich Mitte der achtziger Jahre die Studierenden des königlichen College in Bangkok mit einer lebensbezogenen Kindergartenpädagogik vertrauter zu machen. Die Ältesten der Akha, eines Bergstammes im Norden, luden mich ein, über den Umgang mit ersten Touristen und einer beginnenden Elektrifizierung ihrer Dörfer zu beraten. 2001 entstand im Auftrag des Erziehungsministeriums eine Studie zur Weiterentwicklung von beruflichen Schulen in unternehmerische Schulen. Die dort formulierten Empfehlungen prägen auch die Arbeit der 2003 gegründeten School for Life in Chiang Mai (www.school-for-life.org)."

Jürgen Zimmer